Viele Betroffene fragen uns nach Tipps für die Trainersuche - das ist tatsächlich nicht ganz so einfach.
Zum einen kommt es darauf an, ob es eine trainerangeleitete Selbstausbildung oder eine (Teil-)Fremdausbildung sein soll. Viele Trainer*innen bieten nur eine der drei Ausbildungsformen an.
Zudem muss man sehr genau schauen, denn leider gibt es sehr viele "Trainer*innen", die sehr unseriös arbeiten. Das ist aktuell leider so.
Wir drei haben mittlerweile ein ziemlich geschultes Auge, sodass wir schon über die jeweiligen Websites eine Einschätzung geben können, ob der/die Trainer*in eher seriös oder unseriös zu sein scheint.
Ich zähle hier einige Punkte auf, auf die ich achte:
- Gibt der/die Trainer*in an, was sie dazu qualifiziert Assistenzhunde auszubilden? Es gibt keine staatlich anerkannte Ausbildung dafür, aber oft findet man eine Auflistung von z.B. Fortbildungen zu dem Thema Assistenzhundetraining, auch bei renommierten Trainer*innen (auch aus dem Ausland).
- Zählt der/die Trainer*in auf welche Assistenzhundesparten sie ausbildet? Sollte dort stehen, dass sie alle Sparten ausbilden, fände ich das etwas suspekt. Niemand kann "alles". Viele Trainer*innen spezialisieren sich auf ein oder zwei Assistenzhundesparten, teilweise vielleicht sogar auf drei. Die Ausbildung eines Hundes zum PTBS-Assistenzhund unterscheidet sich eben extrem von der Ausbildung zum Blindenführhund.
- Auf Websites achte ich immer sehr auf die Bilder von den Hunden. Sehe ich Stressanzeichen bei den Hunden? Wenn ein/e Trainer*in Fotos von gestressten Hunden postet, heißt es mit größter Sicherheit, dass er/sie diese nicht erkennt und ist für mich damit unqualifiziert.
- Beim Gespräch mit der/die Trainer*in: Fragt nach WIE der/die Trainer*in arbeitet. Solltet ihr da keine klaren Antworten bekommen, würde ich skeptisch werden.
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Es sollte sich viel Zeit für das Gespräch genommen werden.
Es sollte viel über die Hundeauswahl, individuelle Symptomatik, mögliche spätere Assistenzleistungen aber auch über die aktuelle Lebenssituation und auch über ein vorhandenes Helfernetzwerk gesprochen werden. Es sollte über möglichst alle Eventualitäten gesprochen werden ("Wer kümmert sich um den Hund, wenn du plötzlich in der Klinik landest?", "Was passiert mit dem Hund, wenn er sich doch nicht eignet?"). Viele Trainer*innen hätten auch gerne, gerade wenn es um einen Assistenzhund für eine psychische Erkrankung geht, die Einschätzung von den Behandlern, ob sie das unterstützen, aber auch ob sie den/die Betroffene/n als stabil genug erachten um die Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen.
- Der/die Trainer*in sollte bei der Hundeauswahl nicht nur die Wünsche der/des Betroffene/n berücksichtigen, sondern auch, welchen Job der Hund später ausüben soll
- ob ein reizoffener Border Collie mit starkem Hüteverhalten für eine/n PTBS-Betroffenen wirklich geeignet ist, ist eher unwahrscheinlich. Der/die Trainer*in muss auch Illusionen nehmen und auch unangenehme Wahrheiten aussprechen - z.B. eben, dass die Wunschrasse sich evtl nicht für den Job eignet.
- Der/Die Trainer*in muss nicht DER Experte für eure Erkrankung sein - aber ein gewisses Grundwissen zu haben ist definitiv wichtig für die Zusammenarbeit. Super ist auch, wenn sie direkt nach Triggern oder schwierigen Situationen fragen bzw dass man auch klärt wie sich der/die Trainer*in verhalten soll, wenn es zu einer Panikattacke, Flashback, Dissoziation oder einem Anfall jeglicher Form kommt.
- Sollte euch gesagt werden, dass ihr einen Schwerbehindertenausweis bräuchtet um einen Assistenzhund zu führen, wäre auch das ein No-Go für mich. Denn das ist schlicht und ergreifend falsch. Eine Schwerbehinderung oder generell ein festgestellter Grad der Behinderung ist NICHT notwendig.
- Sollte irgendwas in Richtung "PTBS-Testung", "geborener Warnhund" o.ä. gesagt werden, würde ich auch sehr aufpassen. Es gibt keine "geborenen Warnhunde"! Das Warnen vor bestimmten Symptomen ist NICHT angeboren und sehr wohl erlernbar.
Bei diesen "Tests" werden meist hochsensible Hunde ausgewählt, die von selbst mit irgendeinem Verhalten vor diesen Symptomen reagieren, aber sehr häufig (nicht immer!) ist es das Spiegeln von Stress. Diese Hunde sind, wie gesagt, sehr sehr sensibel und gerade für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die meist einen sehr entspannten und resilienten Hund bräuchten, nicht geeignet.
- Sollte ein Satz fallen, man hätte gerade "zufällig" einen passenden/ (fast) fertig ausgebildeten Hund da, der genau passen würde... Diese Trainer sind zu 99% unseriös. Oft sind diese Hunde schon bei mehreren Halter*innen gewesen, wurden aber zurückgegeben, weil sie Problemverhalten zeigten oder aus Stress unerwünschtes Verhalten zeigten (was natürlich nicht erwähnt wird in dem Gespräch) (ich sage es mal so, manchmal hat die große Vernetzung unter den Assistenzhundehalter*innen auf Instagram auch seine Vorteile). Dass ein/e Trainer*in einen wirklich passenden Hund zufällig gerade da hätte (und ein/e seriöse Trainer*in würde so einen Hund niemals als (fast) fertig ausgebildet bezeichnen), ist wahrscheinlich so hoch wie ein Lottogewinn.
Diese Punkte würde ich euch zunächst mitgeben - es gibt natürlich noch nen Haufen anderer Punkte, die man hier erwähnen könnte, aber das würde definitiv den Rahmen sprengen.
Wie sind eure Erfahrungen mit der Trainersuche? Hattet ihr da Glück oder habt ihr auch schlechte Erfahrungen gemacht? Schreibt es uns in die Kommentare.
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